Das Leben in einem Feldlager

Das Camp

Wenn sich ein Regiment nicht in der Schlacht oder auf dem Marsch befand, hielten sich die Soldaten in einem Feldlager (Field Camp) auf.

Der Ort für dieses Lager war vorher von einem Erkundungstrupp nach taktischen (z.B. passendes Gelände) und praktischen (z.B. Wasser) Gesichtspunkten ausgesucht worden. Die Dienstvorschrift von 1861 sah für die Infanterie- und Kavallerieregimenter unterschiedliche Lagerformen vor.

Die Skizze stellt einen Abschnitt eines Camps der Infanterie dar.

  1 Vorgeschobene Wache

  2 Zelt für Kriegsgefangene
  3 Latrinen für die Mannschaften  4 Flaggenplatz
  5 Waffenplatz mit Gewehrpyramiden
  6 Zeltreihen der Mannschaften

  7 Küchen- und Speisezelte
  8 Zelte für Feldwebel des Regimentsstabs
  9 Zelte und Waffenplatz der Feldgendarmen,  

10 Zelt des Marketenders
11 Zelte der Offiziere der einzelnen Kompanien
12 Zelt des Assistenzarztes,    13 Zelt eines Majors im Stab
14 Zelt des Quartiermeisters des Regiments
15 Zelt des Stellv. Regimentskommandeurs (Oberstleutnant)
16 Zelt des Regimentskommandeurs
17 Zelt des Regimentsadjutanten,    18 Zelt des Regimentsarztes
19 Wagenpark des Regiments und Koppel für die Pferde der Offiziere
20 Zelt(e) der Fahrer
21 Latrinen für Offiziere

Dieses starre Schema konnte aber nur selten eingehalten werden, denn das Camp mußte sehr oft dem Gelände angepaßt werden. So herrschten häufig chaotische Zustände in den einzelnen Feldlagern, denn die Soldaten kümmerten sich wenig um Sauberkeit und Hygiene.

 

Ein Camp konnte so aussehen

......... oder auch so

Sibley-Zelt

Zu Beginn des Krieges waren die Mannschaften in sogenannten Sibley-Zelten untergebracht. Henry H. Sibley, ein kriegserfahrener Offizier, hatte sich diese Zeltform, die den indianischen Tipis nachempfunden war, 1858 patentieren lassen und mit dem Kriegs-ministerium einen Vertrag geschlossen. Er sollte für jedes der über 40.000 beschafften Zelte $ 5 bekommen.
Als der Krieg ausbrach, schloß sich Sibley als Südstaatler den Konföderieren an und erhielt deshalb keinen Cent. Er wurde zum Brigadegeneral befördert, zeichnete sich aber im Verlauf des Krieges nicht weiter aus. Danach diente er noch als General in der ägyptischen Armee.
Das Zelt hatte einen Durchmesser von 6 Metern und eine Höhe von 3 Metern. Als Belegung waren 12 Mann vorgesehen, doch manchmal waren bis zu 20 Soldaten darin untergebracht. Bei einer Normalbelegung empfanden die Soldaten dieses Zelt als sehr gemütlich, besonders deshalb, weil darin auch ein Heizofen untergebracht werden konnte. War es aber überbelegt und konnte man die Lüftungsklappe wegen schlechten Wetters nicht öffnen, dann wurde es im Zelt recht stickig, denn die Soldaten badeten ja nicht jeden Tag. Da sich die langen Stangen und das große Gewicht beim Transportieren als unpraktisch erwiesen, wurde diese Zeltform nach 1862 nur noch in Winterlagern oder in permanenten Lagern verwendet.

Dreieckzelt

Dafür erhielten die Soldaten jetzt Dreieckzelte (wedge tents, wegen ihrer Form auch „A tents“ genannt). Diese Zelte waren etwa drei Meter lang und zwei Meter hoch. Ursprünglich für 4 Mann vorgesehen, brachte man darin aber bis zu 6 Soldaten unter. Diese, auf beiden Seiten weitverbreiteten Zelte, nahmen aber ebenfalls beim Transport auf den Wagen sehr viel Platz ein, so daß sie nach etwa zwei Jahren wieder abgeschafft wurden.....

Zweimann-Zelt  „Dog-Tent“

Man griff jetzt auf einfache Zeltbahnen zurück. Jeder Soldat erhielt eine Zeltbahn und konnte so mit einem zweiten Soldaten ein sehr primitives Zweimann-Zelt (shelter tent) zusammenbauen, das bei schlechtem Wetter aber kaum Schutz bot, da es vorne und hinten offen war. So mußten zusätzlich Decken und Ponchos verwendet werden. Waren keine Zeltbahnen vorhanden, so konnte man auch drei Ponchos zusammenknöpfen und so einen Unterschlupf für drei Soldaten schaffen.

Wall-Tent

Die Offiziere hatten es wesentlich bequemer, denn sie erhielten Hauszelte (wall tents) mit Vordächern, die man sehr gut und bequem einrichten konnte. So standen einem General drei dieser Zelte zu, Stabsoffiziere hatten zwei, alle anderen Offiziere im Stabsdienst ein Zelt. Die Offiziere in den Kompanien mußten sich zu zweit ein solches Zelt teilen. Die ungefähren Maße waren 4 x 3 Meter mit einer Höhe von etwa 1,90 m.
Es gab diese Hauszelte in unterschiedlichen Größen, so daß man sie auch als Küchenzelte und Krankenzelte verwenden konnte. Sie konnten miteinander verbunden und somit vergrößert werden.

 

Das einigermaßen gemütlich eingerichtete Zelt eines Offiziers

Die Tage im Lager

„Drill, Drill und wieder Drill“, so schilderte ein Soldat in einem Brief seinen Dienst im Lager. Und so war es auch. War man nicht zu speziellen Sonderdiensten,
wie Vorposten, Wache, Küchendienst, usw. eingeteilt, dann sah der Tagesdienst eines Soldaten folgendermaßen aus:

Der Dienst begann gewöhnlich im Sommer um 4.50 Uhr, im Winter um 5.50 Uhr, wenn die Trompeter das Wecksignal (First Call ) bliesen.
Nachdem sich die Soldaten hastig angezogen hatten, ertönte um 5 Uhr das Signal zum Morgenappell (
Reveille ).
Die Soldaten traten nun neben den Flaggenmasten an, und die Flaggenparade (
Hissen der Fahne ) fand mit einem festgelegten Zeremoniell statt.
Danach rief der Kompaniefeldwebel jeden Soldaten namentlich auf ( Roll Call). Der Soldat trat vor, nannte seinen Namen und kehrte dann in die Formation zurück.
War der Appell beendet, hatten die Soldaten kurz Zeit, sich frisch zu machen.

In den Kavallerieeinheiten ertönte dann um 6.15 Uhr das Signal zur Fütterung der Pferde (Stable Call ).
Um 6.30 Uhr bliesen die Trompeter in den Einheiten zum Frühstück (
Breakfast Call ).
Dazu blieb nicht allzuviel Zeit, denn schon um 7 Uhr mußten sich die Kranken – und davon gab es viele - nach dem Krankenappell (
Sick Call ) melden und das Krankenrevier zur ärztlichen Untersuchung aufsuchen.
Um 7.30 Uhr ertönte das Signal für das Revierreinigen (
Fatigue Call ). Einige Soldaten säuberten nun das Außenrevier (Lager), andere räumten in den Zelten auf. Die zu Sonderarbeiten eingeteilten Soldaten meldeten sich bei den entsprechenden Vorgesetzen. Zu den Sonderarbeiten gehörten z.B. das Holzholen, das Herbeischaffen von Futter für die Pferde, das Anlegen neuer Latrinen und Lagerwege sowie der Bau von Palisaden und Annäherungshindernissen.
Wer nicht lesen und schreiben konnte, wurde mit dem Schulruf (
School Call ) zum Unterricht gerufen, den ein Offizier, der Militärpfarrer oder ein von der Regierung bezahlter Lehrer hielt.
Um 9.15 Uhr ertönte dann das Signal für die Wasserholer. Sie mußten die Wasservorräte des Lagers ergänzen. In den Kavallerieeinheiten erhielten um diese Zeit die Pferde ihre Wasserration (
Water Call ).

Fertig zur Marschausbildung

Der morgendliche Drill wurde um 9.55 Uhr mit einem speziellen Signal (Drill, First Call ) angekündigt, dem das Ausbildungssignal (Drill, Assembly ) um 10 Uhr folgte.
Nun begann auf den einzelnen Stationen die eigentliche militärische Ausbildung.
Dabei wurde der Umgang mit den Waffen (Gewehr und Bajonett) und Marschformationen geübt, die sich nach den entsprechenden Ausbildungsvorschriften der Infanterie, Kavallerie und Artillerie richteten.
Nach dem Beendigungsignal (
Recall from Drill ) hatten die Soldaten etwas Zeit, sich von den Anstrengungen zu erholen und ihre Bekleidung zu säubern.An Sonntagen wurde um 10 Uhr mit dem Kirchensignal (Church Call ) zum Besuch des Gottesdienstes aufgerufen.
Mit dem Signal zum Mittagessen (
Dinner Call ) um 12 Uhr fanden sich die Soldaten bei den Küchenzelten ein, um ihr Mittagessen in Empfang zu nehmen. Oft mußten sie es sich aber auch selbst zubereiten.
Um 13 Uhr begannen mit dem entsprechenden Signal wieder die Ausbildung oder der Einsatz zu Sonderarbeiten, die erst um 15.30 Uhr mit dem Beendigungssignal endeten. Für die Kavallerie ertönte um 16.30 Uhr das Signal zum Wasser- und Stalldienst (Water and Stable Call), bei dem die Pferde ihr Futter und Wasser erhielten und gepflegt wurden.Um 17 Uhr ertönte das Signal zum Abendessen (
Supper Call ).


Gegen 17.30 Uhr (je nach Jahreszeit) wurde zum Abendappell (Assembly ) geblasen.
Die Kompaniechefs führten nun ihre Einheiten mit musikalischer Begleitung der Regimentsmusik zum Appellplatz in der Nähe der Flaggen.
Nach der Meldung an den Regimentskommandeur oder dem Dienstältesten begann die abendliche Flaggenparade (
Retreat), die nach einem festgelegten Zeremoniell bei Sonnenuntergang stattfand.
Danach war Dienstschluß und die Soldaten konnten sich in ihre Quartiere zurückziehen.
Doch nun begannen die Probleme, denn die meisten Soldaten konnten mit ihrer Freizeit wenig oder nichts anfangen.
Um 21 Uhr wurde zum letzten Abendappell (
Tattoo) geblasen und noch einmal die Anwesenheit überprüft.
Um 21.15 ertönte dann das letzte Signal des Tages, „Lichter aus“ (To Extinguish Lights).
Nach dem letzten Ton mußten alle Soldaten in ihren Betten liegen und alle Lichter in den Zelten gelöscht sein.
Nach 1862 wurde für dieses Signal der Zapfenstreich (
Taps) eingeführt, der auch heute noch bei Trauerfeiern gespielt wird. Für die Wachen und die Musiker gab es für ihre speziellen Dienste zusätzliche Signale, die hier aber nicht aufgeführt sind.

Die Freizeit

Viele verbrachten ihre Freizeit mit dem Lesen von Briefen ihrer Angehörigen und entsprechend den Antwortschreiben, doch dies war nicht alles. Was tun? Die Wettleidenschaft war groß, und so blieb es nicht aus, daß neben Box- und Baseballwettkämpfen auch Wetten auf Läuserennen und Hahnenkämpfe abgeschlossen wurden. Daneben waren Würfel- und Kartenspiele ein beliebter Zeitvertreib.

Eine weitere Freizeitbeschäftigung waren die Musik und das Singen. Viele Soldaten hatten ihre Instrumente wie Gitarren, Banjos, Mundharmonikas, Geigen und Flöten mitgebracht oder machten sich primitive Instrumente aus vorhandenen Materialien. Ab und zu spielte auch das Musikkorps des Regiments, speziell dann, wenn sich die feindlichen Truppen in unmittelbarer Nähe (z.B. am anderen Ufer eines Flusses) befanden, um sie mit den entsprechenden Melodien ärgern zu können. In der Union waren "The Battle Cry Of Freedom", "Battle Hymn of the Republic" und "Tenting on the Old Campground" die Lieblingsmelodien, während bei den Konföderierten "Lorena", “Maryland My Maryland” und "The Bonnie Blue Flag" oft gespielt wurden.

Obwohl verboten, hielten sich viele Soldaten die unterschiedlichsten Tiere, wie Hunde, Katzen, Eichhörnchen, Waschbären und andere Wildtiere als persönliches Lieblingstier oder auch als Maskottchen des Regiments, das von den Soldaten gehegt und gepflegt wurde. Besonders bekannt geworden sind der Adler „Old Abe“ des 8. Wisconsin Freiwilligenregiments sowie Sallie, der Hund des 11. Pennsylvania Regiments, der in Gettysburg sogar auf einem Denkmal dargestellt ist, und der Hund des 1. Maryland Regiments, der nach dem Gefecht von Culp’s Hill neben den gefallenen Soldaten ein militärisches Begräbnis erhielt. Von General Lee wird erzählt, daß er sich eine Henne hielt, die ihm jeden Morgen ein Frühstücksei legte.

Das größte Problem war aber der Alkohol. Obwohl es den Mannschaften verboten war, Alkohol zu kaufen und zu trinken, gelang es vielen Soldaten, dieses Verbot zu umgehen. Die Marketender wollten ja schließlich auch ihr – oft ungesetzliches – Geschäft machen. War ein Kauf nicht möglich, so hatten die Soldaten ihre eigenen „Rezepte“ zur Herstellung. In der Union war folgendes Rezept weit verbreitet: „Baumrindensaft, Teerwasser, Terpentin, brauner Zucker und Alkohol“.

Der konföderierte General Braxton Bragg beklagte sich einmal: „Wir verloren mehr Leute durch Whiskeyverkäufer als durch feindliche Kugeln.“ So waren, besonders nach den Zahltagen, die Feldgendarmen (provost guard) ständig im Lager unterwegs, um durchzugreifen, wenn die Disziplin und Lage es erforderte. Es gab aber auch Ausnahmen vom Alkoholverbot. Nach einem anstrengenden Marsch und großen Anstrengungen konnte der Kompaniechef die Ausgabe von 0,12 Litern Whiskey pro Soldat und Tag genehmigen. Auch Verwundete erhielten eine gewisse Menge zur Schmerzstillung.

Neben Trinken, Wetten und Spielen gab es noch eine weitere „Freizeitbeschäftigung“, die von den Soldaten „horizontale Erfrischung“ genannt wurde. Im Gefolge eines Lagers befanden sich nämlich auch zahlreiche Prostituierte. So gab es z.B. in Washington D.C., in dessen Umgebung zur Verteidigung sehr viele Camps lagen, etwa 450 Bordelle mit mindestens 7500 Prostituierten. Auch in Richmond, dem Zentrum der Konföderierten, kommt man auf eine gleiche Anzahl. Dies führte dazu, daß etwa 8 Prozent der Soldaten an Geschlechtskrankheiten litten, die zur damaligen Zeit nicht geheilt werden konnten.

Die Verpflegung

Zu Beginn des Krieges erhielten die Soldaten auf beiden Seite eine ausreichende Verpflegung.
So bestand die tägliche Verpflegung eines Soldaten der Union 1861 aus 560 Gramm Frisch- bzw. gesalzenem Rindfleisch oder 340 Gramm gesalzenem Schweine-fleisch, mehr als ein Pfund Mehl sowie Gemüse, meistens Bohnen. Auch Kaffee, Salz, Essig und Zucker wurden ausgegeben. In einem Feldlager sorgten die Kom-panieköche für eine angemessene Verpflegung.

Ein Hilfskoch bei der Arbeit in einem Camp

Doch je weiter und schneller die Truppen vorstießen, desto spärlicher wurde die bereitgestellte Verpflegung, denn die Eisenbahnzüge mit den entsprechenden Gütern konnten dem schnellen Vormarsch der Truppen nicht folgen. So mußte die Verpflegung auf dem Land eingekauft oder manchmal auch „requiriert“ (= gestohlen) werden. Im Train wurde dann die Lebendverpflegung (Rinder, Schweine und Geflügel) mitgeführt. 

Auf dem Marsch gab es meist nur getrocknete Bohnen, Maisbrot und Hartkekse, die auf Grund der falschen und langen Lagerzeit oft Maden oder Getreidekäfer als „Fleischbeilage“ hatten. Die Hartkekse wurden von den Soldaten „Zahnabstumpfer“ (tooth-dullers) oder „Wurmburgen“ (worm castles) genannt.

Die Mannschaften erhielten weder Eßgeschirr noch Eßbesteck. Sie mußten sich dieses selbst mitbringen oder vom Marketender kaufen. Es bestand meist aus einer Kaffeekanne, einem Becher und Teller sowie  aus einem Feldeßbesteck, das es in unterschiedlicher Ausstattung gab. 

                                                                                                                                                                       Verpflegungsdepot

Zur Essenzubereitung schlossen sich häufig mehrere Soldaten zu einer „Kochgemeinschaft“ zusammen, die dann am Lagerfeuer ihre Mahlzeiten zubereiteten. Auf dem Marsch gab es gewöhnlich eine Dreitagesration, die möglichst schnell zubereitet wurde, um sie auch essen zu können, wenn es keine Kochmöglichkeit gab.

Ein Küchenzelt mit Kochstelle

Der Mangel an frischem Obst und Gemüse führte häufig zu Skorbut. Unter dieser Krankheit litten auch viele Matrosen auf den Schiffen beider Marinen. Als dies erkannt wurde, erhielten die Soldaten zusätzlich Zwiebeln und Kartoffeln als Beilagen.

Kaffee war auf beiden Seiten ein „Muß“ bei den Soldaten. Obwohl der Kaffee sehr teuer war, erhielten die Soldaten der Union ihre zustehende Ration. Sie bestand gewöhnlich aus ungerösteten Kaffeebohnen, da diese länger haltbar waren. Jeder Kompaniekoch hatte einen Kaffeeröster, den die Soldaten benutzen konnten. Zur Zerkleinerung der gelieferten Bohnen wurden alle harten Gegenstände benutzt, und es gab sogar gegen Ende des Krieges einige Karabiner (Sharps), die im Schaft (Schulterstück) eine Kaffeemühle hatten........

Während die Soldaten der Union reichlich mit Kaffee versorgt wurden, mangelte es den Konföderierten häufig daran, und sie mußten sich „Ersatzkaffee“ aus Erdnüssen, Kartoffeln, Mais, Erbsen oder Zichorie brauen. Über den Geschmack ist leider wenig überliefert.

Das Zelt eines Marketenders

In dieses Versorgungslücken stießen nun die Marketender (sutler) in den Camps der Union. Hier konnte man alles kaufen, was das Herz begehrte: Zigaretten, Zigarren, Kuchen, Süßigkeiten, Büchsenfleisch, Milch, Zeitschriften (vor allem die beliebte „Harper’s Weekly“ mit den neuesten Kriegsnachrichten), ja, und zusätzlich auch recht zweifelhafte Arzneimittel und – verbotenerweise – auch Alkohol. Doch diese Händler hatten häufig sehr „gepfefferte“ Preise, die sich die Soldaten oft nicht leisten konnten, denn die Soldzahlungen waren sehr unregelmäßig.
Bei den Konföderierten gab es nur am Anfang des Krieges Marketender. Danach waren die Soldaten von ihren Familienangehörigen abhängig oder auf Farmer und Geschäftsleute in der Nähe ihrer Lager angewiesen. So hofften viele Soldaten auf ein Päckchen aus der Heimat, das sie oft mit dem Nötigsten versorgte. Schon damals galt das noch heute bei Soldaten bekannte Motto: „Wollt Ihr Euren Sohn noch retten, schickt ihm Geld und Zigaretten!“ Es gab aber auch Soldaten, die einen Teil ihres Soldes an die Ehefrauen schickten. So war Briefeschreiben eine beliebte Freizeitbeschäftigung, denn die Soldaten litten doch auch sehr unter
Heimweh. Urlaub gab es ja nur in den seltensten Fällen.


Die Besoldung

Wenn man sich vor der Musterung als Freiwilliger meldete und dann genommen wurde, erhielt man als Soldat zu Beginn des Krieges $ 100 als Verpflichtungsprämie (bounty). Dazu kam häufig noch ein Handgeld des Staates oder des Landkreises. Im Verlauf des Krieges wurden diese Prämien sogar bis auf $ 500 erhöht, ein Betrag, der etwa dem Jahreslohn eines Arbeiters entsprach. So blieb es nicht aus, daß es Soldaten gab, die nur deshalb desertierten, um sich ein weiteres Mal zu verpflichten und die Prämie zu kassieren.
Ein Kanadier, der sich in der Unionsarmee verpflichtet hatte, schrieb an seine Frau: „Mit dem Geld, das ich hier bekommen habe, können wir uns eine kleine Farm kaufen.“ Die monatliche Besoldung der Unteroffiziere und Mannschaften sowie das Gehalt der Offiziere richtete sich nicht nur nach dem Dienstgrad, sondern in bestimmten Fällen auch nach der Waffengattung, der Dienststellung und dem Dienstalter. In der nachfolgenden Übersicht aus der Dienstvorschrift von 1861 ist die
Besoldung für Soldaten der Infanterie der Union zu Beginn des Krieges angeführt:

Private

$   13,00

Leutnant

$ 103,50

Sergeant

$   17,00

Oberleutnant

$ 108,50

First Sergeant

$   20,00

Hauptmann

$ 118,50

Sergeant Major

$   21,00

 

 
 

 

 

 

Major

$ 151,00

Brigadegeneral

$ 299,50

Oberstleutnant

$ 170,00

Generalmajor

$ 445,00

Oberst (Colonel)

$ 194,00

Generalleutnant

$ 720,00

Werbeplakat mit Angaben zur Verpflichtungsprämie

 

Im Juni 1864 wurde die Besoldung etwas angehoben, so daß z.B. die Mannschaften jetzt $ 16 erhielten. Das Besoldungssystem der Konföderierten sah ähnlich aus. Aufgrund der Inflation des Südstaatengeldes verringerte sich natürlich die Kaufkraft der Gehälter, dies wurde aber häufig damit ausgeglichen, daß vor allem die Offiziere schneller befördert wurden als ihre Kameraden im Norden. Zum Ausgleich gab es aber dann im Juni 1864 ebenfalls eine allgemeine Besoldungserhöhung. Unteroffiziere und Mannschaften der Union sollten ihre Besoldung alle zwei Monate ausbezahlt bekommen, doch konnten sie froh sein, wenn sie nach vier Monaten ihr Geld in Händen hatten. Manchmal dauerte es aber auch 6 – 8 Monate. Bei den Konföderierten erfolgte die Auszahlung teilweise noch unregelmäßiger.